Baerbocks Aussagen zur Nord Stream 2 sorgen für Preissprung

Berlin (energate) – Die Gaspreise auf dem Spotmarkt setzen ihren Höhenflug fort. Am Montag, 13. Dezember erreichte der THE-Kontrakt für den 14. Dezember einen Rekordwert von 118 Euro/MWh. Einen Grund dafür sehen Analysten in den Aussagen der Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zum Zertifizierungsprozess von Nord Stream 2.

Die Voraussetzungen für eine Genehmigung seien derzeit nämlich nicht erfüllt. Über die Aussetzung des Zertifizierungsverfahrens informierte die Bundesnetzagentur bereits Mitte November (energate berichtete). Damit seien die Aussagen der Ministerin lediglich eine korrekte Beschreibung der aktuellen Situation, sagte Joachim Endress, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Ganexo, zu energate. “Dass die Preise nun wieder durch die Decke gehen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass einige Marktteilnehmer in den letzten Wochen die Augen davor verschlossen hatten.” Für die Entwicklung auf dem Gasmarkt machen einige energieintensive Unternehmen dennoch die “unsensible Äußerung” der neuen Außenministerin verantwortlich, erfuhr energate auf Anfrage. Einen weiteren Grund sehen die Händler in den neuen Drohungen des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, die Gasflüsse nach Europa zu unterbrechen. “Der Handel ist langsam ein Alptraum”, so ein Marktteilnehmer.

Nicht nur der Spotmarkt, sondern auch der Terminmarkt setzt gerade zu einer Rallye an, so Endress weiter. Gründe dafür sind aus seiner Sicht die hohen Ausspeicherungen bei einem ohnehin niedrigen Stand der europäischen Speicher bei durchschnittlich 65 Prozent. Lange habe der Markt die möglichen Auswirkungen der niedrigen Speicherstände ignoriert und auf zusätzlichen Gasflüsse durch Nord Stream 2 spekuliert. Ihre Genehmigung lasse allerdings noch lange auf sich warten: “Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass sich das Zeitfenster für die endgültige regulatorische Bestätigung bis Ende Q3-2022 oder sogar Q4-2022 ausdehnen könnte”, so der Analyst. Die europäischen Speicher könnten zum Ende der Wintersaison dabei auf neue Rekordtiefstände fallen. Im langfristigen Mittel waren die Speicher zum Ende der Heizperiode zu 35 Prozent gefüllt. “Dieser Benchmark könnte in diesem Winter deutlich verfehlt werden”, warnte Endress.

Bildquelle: Bündnis90/Die Grünen

15.12.2021
Energiemarkt