Energiepreise steigen und steigen. Das gab es noch nie... oder doch?

Essen (energate) – In den vergangenen Monaten sind die Energiepreise, allen voran die Preise für Erdgas, stark gestiegen. Die öffentliche Diskussion dazu ist sehr vielfältig und emotional, aber auch nicht immer nur von Fakten und Fachkenntnis geprägt.

Ein Gastkommentar von Roman Dudenhausen, CEO der Conenergy AG

Großen Raum in der öffentlichen Diskussion zu den steigenden Energiepreise nehmen aktuelle Fälle ein, in denen Energieanbieter die Belieferung von Bestandskunden oder die Neukundenakquise einstellen. Mancher sieht gar schon eine Insolvenzwelle auf den Energiemarkt zurollen. Solange die Energievertriebe ihr Risikomanagement im Griff haben, sind die Probleme tatsächlich begrenzt. Natürlich sind hohe Energiepreise für alle Kunden, sowohl private als auch gewerbliche und industrielle, eine große Belastung und Herausforderung. Die Energievertriebe können da nur sehr wenig helfen.

Mehr Transparenz, weniger Panik

Was Lieferanten aber durchaus leisten können und müssen, ist eine gute Kommunikation. Diese sollte Transparenz und Erklärung bringen und weniger Panik und Verwirrung verbreiten. Das haben leider nicht alle gut hinbekommen. Wenn Unternehmen keine klare Position haben und innerhalb kurzer Zeit ihre wechselnden Strategien öffentlich verbreiten, ist das nicht hilfreich. Da gibt es noch Luft nach oben.

Der Preisanstieg ist längst auch in der Politik angekommen. Vor allem für die angehenden Koalitionäre steigt der Druck, sich intensiv mit ihrer strategischen Positionierung bei den Energiethemen auseinanderzusetzen. Und noch besser: Sie werden nicht umhin kommen, auch Entscheidungen zu treffen. Nehmen wir den Klimaschutz, insbesondere die Absenkung der CO2 Emissionen, wirklich ernst? Bleiben wir beim Ausstieg aus der Kohleverstromung oder beschleunigen diesen sogar? Wie werden die Energieverbraucher entlastet? Und da gibt es noch so viele weitere Fragen und Aufgabenstellungen für die neue Bundesregierung.

Hochpreisphasen gab es schon häufiger

Aber die Unsicherheit, die gerade verbreitet wird, ist trotzdem nicht nachvollziehbar. Etwas weniger Emotionen und mehr Methodik und Know-how würden der Diskussion sicherlich helfen. Diejenigen, die wie ich schon etwas länger in der Energiewirtschaft tätig sind, können sich an mehrere Marktphasen erinnern, in denen die Energiepreise, vor allem auch die Ölpreise, höher waren als heute. Wir bewegen uns nun mal in einem volatilen Markt, die Preise gehen mal rauf und mal runter. Wird der kommende Winter warm, kann es ganz schnell zu einem Preisverfall kommen. Ansonsten dauert es halt etwas länger. Aber die Preise werden wieder fallen. Und dann startet wieder die Diskussion, ob Energie nicht viel zu billig ist.

Bildquelle: con|energy

03.11.2021
Energiemarkt