KWK-Ausschreibung deutlich überzeichnet
Bonn (energate) – Nach zwei wenig nachgefragten Auktionen für gasbefeuerte KWK-Anlagen ist die aktuelle Ausschreibungsrunde jetzt deutlich überzeichnet. In Bonn gingen 16 Gebote mit einem Volumen von 111,6 MW ein, für nur 57,8 MW davon konnte die Bundesnetzagentur einen Zuschlag gewähren. Die Förderung der 13 KWK-Gewinner-Projekte reicht von 3,9 Cent bis 7,0 Cent/kWh. Das heißt, abzüglich des Gebotes, das die Bundesnetzagentur als ungültig aussortieren musste, sind mindestens drei größere Projekte mit dem Höchstpreis von 7 Cent/kWh ins Rennen gegangen. “Das ist eine durchaus überraschende Strategie, bei Ebay würde man doch auch krumme Zahlen wählen, um die Chancen zu erhöhen”, sagte Thomas Langrock vom Beratungsunternehmen BET im Gespräch mit energate. Dass die aktuelle Auktion von großen KWK-Projekten bestimmt sein würde, sei nach einem Blick in das Marktstammdatenregister absehbar gewesen.
Unter den Gewinnern befinden sich beispielsweise die Regensburger Rewag und die Stadtwerke aus Landshut, Meinigen, Lübeck sowie Zeitz. RWE und das Berliner Fernheizwerk Neukölln dürfen sich ebenfalls über einen Zuschlag freuen, sowie als einziges Unternehmen außerhalb der Energiewirtschaft die Papierfabrik Schöllerhammer. Zumindest einer der Gewinner ist mit dem deutlich vorsichtigeren Gebot von 3,9 Cent/kWh angetreten. Entweder hatte das Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen einen Zuschlag “nach Hause bringen müssen” oder hatte den härteren Wettbewerb antizipiert. In den beiden Vorrunden war das Ausschreibungsvolumen nicht ausgeschöpft worden. Daraufhin musste die Regulierungsbehörde erstmals seit Einführung der Ausschreibungen den Durchschnitt der letzten Gebote errechnen und davon nochmals 10 Prozent abziehen (energate berichtete). Somit waren nur 58,5 MW verfügbar statt den sonst üblichen 75 MW.
Großer Überhang erschwert Bieterstrategien der nächsten Runde
Das große Überhangangebot von 53,7 MW in dieser Runde wirft zudem Schatten auf die nächste Runde mit dem Stichtag 1. Dezember. “Es zeichnet sich eine herausfordernde Situation ab, in der es gilt die Wettbewerbssituation möglichst korrekt zu antizipieren”, sagte Tim Höfer von der Unternehmensberatung Enervis zu energate. Ähnlich wie der BET-Berater Langrock hält auch er das aktuell “gemischte Feld von Gebotsstrategien” für bemerkenswert.
Innovative Ausschreibung kaum überzeichnet
Die innovative KWK-Ausschreibung (iKWK), bei denen die Bieter seit diesem Jahr mindestens 35 Prozent grüne Wärme einbinden müssen, war ebenfalls überzeichnet – aber bei Weitem nicht so stark. 25,9 MW standen zur Verfügung. Letztlich fanden sich neun Bewerber mit Projekten von insgesamt 28,9 MW. Ein Gebot musste wiederum aus formalen Gründen ausgeschlossen werden. Die Zuschlagswerte der sechs Gewinner lagen deutlich enger beisammen in der Spanne von 10,50 bis 11,78 Cent/kWh. Bis zu 12 Cent/kWh sind bei dem im Vergleich anspruchsvolleren iKWK-Konzepten möglich. Dies sei vielleicht auch ein Grund für die noch immer spürbare Zurückhaltung der Unternehmen, mutmaßte der KWK-Experte Langrock. Ein zweiter könnte das Abwarten auf die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze – kurz BEW – sein. Hierzu hatte das Bundeswirtschaftsministerium kürzlich einen Entwurf erarbeitet (energate berichtete). Ob dies aber tatsächlich eine weit bessere Alternative zu den aktuellen iKWK-Ausschreibungen wird, bleibt noch abzuwarten.
Der Blick auf die Zuschlagsliste zeigt, dass bei der iKWK ostdeutsche Versorger abgeräumt haben – darunter die Stadtwerke Löbau (Sachsen) und die TWS Thüringer Wärme Service. Daneben dürfen sich die Stadtwerke Duisburg (Nordrhein-Westfalen), die Wärmeversorgung Offenburg und die Stadtwerke Sondershausen (Bayern) über eine Förderung ihres innovativen KWK-Projektes freuen. “Zwei große Anlagen mit einer Bruttoleistung von 9 und 7,8 MW dominieren die Ausschreibung”, analysierte Enervis-Berater Höfer. Die übrigen Anlagen lagen dagegen nur bei einer Leistungsgröße von 1 bis 3,3 MW.
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