Variable Stromtarife: Arten, Vorteile & Risiken
Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 28. Januar 2025
Variable Stromtarife bieten Preise an, die sich während der Vertragslaufzeit verändern. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus? Wir stellen Ihnen die verschiedenen Arten von variablen Stromtarifen vor und erläutern, inwiefern diese Tarife für kleine bis mittelständische Unternehmen geeignet sein könnten.
Kurz und knapp
Variable Stromtarife gehören zu den flexiblen Stromtarifen: Ihr Arbeitspreis ändert sich in der Vertragslaufzeit. Das Gegenteil sind fixe Tarife mit einem konstanten Preis.
Variable Stromtarife lassen sich in drei Varianten einteilen: lastvariable Tarife, zeitvariable Tarife mit festen Zeiten und zeitvariable Tarife ohne feste Zeiten.
Damit sich ein variabler Stromtarif lohnt, sollte der Stromverbrauch besonders flexibel angepasst werden können. Teilweise sind intelligente Messsysteme erforderlich.
Was ist ein variabler Stromtarif?
Ein variabler Stromtarif ist ein Strompreismodell, bei dem sich der Preis pro Kilowattstunde (kWh) in bestimmten Zeiträumen ändert. Im Gegensatz zu festen Tarifen, bei denen der Preis konstant bleibt, passen sich variable Tarife an Faktoren wie Zeitpunkt des Verbrauchs und Angebot an. Anbieter von variablen Stromtarifen werben mit möglichen Kosteneinsparungen, wenn der Stromverbrauch in günstige Zeiträume verlagert wird.
Die 3 Arten von variablen Stromtarifen
Variable Stromtarife können je nach Art der Abrechnung in drei Kategorien eingeteilt werden:
Lastvariable Stromtarife für steuerbare Geräte
Zeitvariable Stromtarife mit festen Zeiten
Zeitvariable Stromtarife ohne feste Zeiten
Gut zu wissen: Der variable Teil des Strompreises sind die Beschaffungskosten der Energie. Diese Kosten sind im sogenannten Arbeitspreis enthalten.
Mehr Informationen zur Strompreis-Zusammensetzung finden Sie hier
1. Lastvariable Stromtarife für steuerbare Geräte
Lastvariable Tarife sind an steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen, Nachtspeicherheizungen oder Ladestationen für Elektroautos gebunden. Der Netzbetreiber kann die Stromzufuhr zu diesen Geräten in Zeiten hoher Netzauslastung reduzieren, um das Netz zu stabilisieren. Im Gegenzug profitieren Verbraucher von günstigeren Strompreisen für die Nutzung dieser Geräte.
Wann lohnt sich ein lastvariabler Stromtarif?
Da lastvariable Tarife an konkrete Verbrauchsgeräte gebunden sind, lohnt sich diese Art von Tarif dann, wenn regelmäßig besonders große Stromverbraucher im Einsatz sind. Für Unternehmen kann dies im Fall energieintensiver Verbrauchseinrichtungen, zum Beispiel Wärmepumpen, Stromspeicher oder Klimageräte, interessant sein.
Dabei muss der Kosten-Nutzen-Faktor genau abgewogen werden, da für den restlichen Strombedarf wieder ein separater Tarif notwendig ist.
Voraussetzungen für lastvariable Stromtarife
Geräte wie Wärmepumpen oder Ladestationen für Elektroautos müssen vom Netzbetreiber steuerbar sein, um die Stromzufuhr bei Bedarf reduzieren zu können. Für jedes steuerbare Gerät ist ein eigener Stromzähler erforderlich, um den spezifischen Verbrauch zu messen und abzurechnen.
2. Zeitvariable Stromtarife mit festen Zeiten
Bei einem zeitvariablen Tarif mit festen Zeiten sind für unterschiedliche Nutzungszeiträume verschiedene Preise festgelegt. Es gibt somit festgelegte Hoch- (HT) und Niedertarifzeiten (NT). In den NT-Zeiten, meist nachts, ist der Strompreis günstiger, während er in den HT-Zeiten höher ist. Einige Anbieter bieten zudem günstigere Preise für die Stromnutzung an Wochenenden oder Feiertagen, sogenannte Wochenendtarife, an.
Wann lohnt sich ein zeitvariabler Stromtarif mit festen Zeiten?
Ein solcher Tarif lohnt sich nur dann, wenn der Stromverbrauch zu großen Teilen in die günstigen Zeiträume (meist nachts oder am Wochenende) verlegt werden kann. Bislang war diese Art von Tarif in erster Linie für Nutzer einer Nachtspeicherheizung interessant. Zu Bedenken ist, dass diese Heizungsart mittlerweile kaum noch neu verbaut werden darf, da die allgemeine Energieeffizienz dieser Heizungen nach heutigen Maßstäben mangelhaft ist.
Voraussetzungen für zeitvariable Stromtarife mit festen Zeiten
Für einen zeitvariablen Tarif mit festen Zeiten ist ein Zweitarifzähler, auch Doppeltarifzähler genannt, notwendig. Dieser übermittelt den Stromverbrauch in den jeweils festgelegten HT- und NT-Zeiten an den Netzbetreiber.
3. Zeitvariable Stromtarife ohne feste Zeiten
Bei zeitvariablen Tarifen ohne feste Zeiten orientiert sich der Preis an den Beschaffungskosten des Stroms am Day-Ahead-Markt der Strombörse. Der Arbeitspreis wird bei diesen Tarifen beispielsweise monatlich angeglichen und bewegt sich üblicherweise in einem bestimmten Preiskorridor, der vom Stromanbieter vorgegeben ist.
Gut zu wissen: Der Day-Ahead-Markt ist ein Teil des sogenannten Spotmarktes für Strom. Für die Lieferung des Stroms nach Deutschland ist die Pariser Börse EPEX Spot zuständig.
Mehr über den Spotmarkt für Strom erfahren Sie in unserem Ratgeber
Wann lohnt sich ein zeitvariabler Stromtarif ohne feste Zeiten?
Ein solcher Tarif kann für Kunden mit einem hohen Stromverbrauch sinnvoll sein, wenn die Nutzung des Stroms in günstige Zeiten verlagert werden kann. Empfehlenswert dafür ist eine genaue Beobachtung der Börsenpreise sowie Kenntnisse darüber, wann und weshalb die Preise an der Strombörse fallen oder steigen. Vorteilhaft ist es auch, wenn Teile des eigenen Strombedarfs selbst erzeugt werden können, z. B. mit einer PV-Anlage.
Voraussetzungen für zeitvariable Stromtarife ohne feste Zeiten
Je nach Anbieter kann für diese Art von Tarif auch ein analoger oder digitaler Stromzähler ausreichend sein. In den meisten Fällen wird allerdings ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) vorausgesetzt.
Dynamische Stromtarife: Diese Tarife sind eine Variante von zeitvariablen Stromtarifen ohne feste Zeiten. Dabei wird der Preis verrechnet, den die Kilowattstunde Strom zum Zeitpunkt des Verbrauchs kostet. Bei diesen Tarifen sind keine Preisdeckelungen üblich. Ein dynamischer Stromtarif setzt in jedem Fall ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) voraus.
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Vor- und Nachteile von variablen Stromtarifen
Variable Stromtarife können Kostenersparnisse mit sich bringen, wenn sie genau zum eigenen Verbrauchsverhalten passen. Die möglichen Vor- und Nachteile sollten für den jeweils eigenen Fall genau abgewägt werden.
Mögliche Vorteile
Kosteneinsparung: Durch Nutzung von Strom in günstigeren Zeiträumen können Verbraucher ihre Stromkosten senken.
Netzentlastung: Variable Tarife fördern eine gleichmäßigere Netzauslastung, indem sie Anreize schaffen, Strom in Zeiten hoher Energieverfügbarkeit und geringer Nachfrage zu nutzen.
Förderung erneuerbarer Energien: Verbraucher können ihren Verbrauch in Zeiten planen, in denen große Mengen erneuerbarer Energien im Netz eingespeist sind.
Mögliche Risiken und Nachteile
Komplexität: Variable Tarife erfordern eine aktive Überwachung der Strompreise und entsprechende Anpassungen des Verbrauchsverhaltens.
Unvorhersehbarkeit: Gerade bei dynamischen Tarifen können die Preise stark schwanken, was die Planungssicherheit erschwert.
Technische Voraussetzungen: Für bestimmte variable Tarife sind intelligente Zähler oder steuerbare Geräte erforderlich.
Wie empfehlenswert sind variable Tarife für KMU?
Preisschwankungen durch Veränderungen auf dem Strommarkt werden bei variablen Tarifen direkt an die Verbraucher weitergegeben. Gerade für kleine und mittlere Betriebe können unvorhergesehene, rapide Preissteigerungen ein Risiko bedeuten. Durch fixe Verträge, die zum idealen Zeitpunkt abgeschlossen wurden, profitieren KMU hingegen von konstanten, günstigen Preisen.
Mit einer Energie-Einkaufsgemeinschaft können Unternehmen zusätzlich von Großhandelspreisen profitieren, die besonders günstig sind.
Über Philip Gutschke
Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).
Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.

Häufige Fragen
Was sind zeitvariable Tarife?
Zeitvariable Tarife bieten unterschiedliche Preise für die Nutzung des Stroms zu unterschiedlichen Zeiten. Dabei wird unterschieden, ob feste Zeiten festgelegt sind oder nicht. Typische Tarife mit festen Zeiten sind sogenannte Tag- und Nachttarife mit zwei unterschiedlichen Preisen. Bei Tarifen ohne feste Zeiten orientiert sich der Preis an der Energiebörse.
Was versteht man unter lastvariablen Tarifen?
Lastvariable Tarife sind an bestimmte Verbrauchsgeräte gebunden (z. B. Wärmepumpen oder Ladestationen für E-Autos). Der Netzanbieter kann die Stromzufuhr für das jeweilige Gerät drosseln und so die Netzstabilität sicherstellen. Verbraucher erhalten dafür oft günstigere Preise. Das jeweilige Gerät benötigt einen eigenen Stromzähler.
Für wen lohnt sich ein variabler Stromtarif?
Variable Stromtarife können für Verbraucher mit hohem Stromverbrauch interessant sein, wenn die Nutzung des Stroms zu großen Teilen in Zeiten mit günstigen Preisen verlegt werden kann. Vor allem Tarife, die sich am Börsenpreis orientieren, setzen Kenntnisse der Strombörse und des eigenen Verbrauches voraus.