Strompreisentwicklung in Deutschland
Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 27. Februar 2025
Die Strompreisentwicklung in Deutschland war in den letzten Jahren besonders großen Schwankungen unterworfen. Wir zeigen auf, was die Strompreise so stark steigen oder fallen lässt und gehen der Frage nach, ob Strom auch wieder billiger werden kann.
Kurz und knapp
Die Strompreise sind in Deutschland in den letzten Jahren sowohl stark gestiegen als auch wieder gesunken. Der langfristige Trend deutet auf eine fortschreitende Erhöhung hin.
Grund für die starken Schwankungen sind unter anderem Steuern und Umlagen, die zum Strompreis dazu- oder weggekommen sind, sowie die Energiepreiskrise aus dem Jahr 2022.
Um die Stromkosten zu reduzieren, sollten Sie regelmäßig den Stromanbieter wechseln. Für KMU können Energie-Einkaufsgemeinschaften günstige Stromverträge bewirken.
Strompreisentwicklung: Prognosen für die Zukunft
Viele stellen sich die Frage, ob Strom auch wieder billiger werden kann. Selbst, wenn Energiepreiskrisen wie im Jahr 2022 in Zukunft ausbleiben, zeigen Prognosen zur allgemeinen Energiepreisentwicklung, beispielsweise vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dass der zukünftige Trend auf eine anhaltende Preissteigerung hinauslaufen wird.
Warum wird Strom immer teurer?
Mehr Informationen dazu, weshalb Strom so teuer ist und sich dieser Trend wahrscheinlich weiter fortsetzt, können Sie in unserem umfangreichen Ratgeber zu diesem Thema nachlesen.
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Die Strompreisentwicklung in Deutschland
Die Strompreise in Deutschland haben vor allem in den letzten Jahren erhebliche Schwankungen erlebt. Bezeichnend war dabei die Energiepreiskrise im Jahr 2022, in der die Strompreise vor allem in der zweiten Jahreshälfte in die Höhe geschnellt sind. Doch schon vor 2022 stieg der Strompreis über die Jahre hinweg kontinuierlich an.

Preisentwicklung von Strom 1998 bis 2022
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich nicht nur die Kosten für Strom an sich, sondern auch die Bestandteile des Strompreises verändert. Ein Grund dafür sind die Steuern und Umlagen, die erst im Laufe der Zeit nach und nach zum Strompreis dazugekommen oder wieder weggefallen sind.
Die aktuelle Strompreis-Zusammensetzung
In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie sich der Strompreis in Deutschland aktuell zusammensetzt und welche Steuern und Umlagen gerade den Strompreis beeinflussen.
Die aktuelle Strompreis-Zusammensetzung
… bis 1998
Bis 1998 enthielt der Strompreis noch keine Steuern oder Umlagen. Er setzte sich folgendermaßen zusammen:
Stromerzeugung und Vertrieb: Ausgaben für die Produktion des Stroms sowie dessen Vermarktung. Diese lagen 1998 bei etwa 17,11 Pfennig pro Kilowattstunde.
Netzentgelte: Gebühren für die Nutzung der Stromnetze, die den Transport des Stroms vom Erzeuger zum Endverbraucher sicherstellen.
Konzessionsabgabe: Abgabe, die die Netzbetreiber an die Kommunen zahlen, um öffentliche Wege für die Verlegung und den Betrieb von Stromleitungen nutzen zu dürfen.
Ab 1998 …
… wurde der Strommarkt erstmals liberalisiert. Ziel war es, die Monopolstellung der damals noch wenigen Energieversorger aufzulösen und den Wettbewerb zu fördern. Strom konnte nun erstmals an der Strombörse gehandelt werden.
Ab 1999 …
… wurde in Deutschland die Stromsteuer eingeführt. Das Ziel dieser Steuer war die Förderung klimapolitischer Ziele, da sie zu einem sparsamen Umgang mit Strom anreizen sollte. Die Einnahmen durch die Stromsteuer flossen damals wie heute in die gesetzliche Rentenversicherung.
Ab 2000 …
… kam mit der EEG-Umlage die erste Umlage zum Strompreis dazu. Sie ist Teil der Stromerzeugungskosten und machte bis 2021 etwa 20 % des Strompreises aus. Mit der EEG-Umlage sollte die Differenz aus den Kosten für die Erzeugung von erneuerbarer Energie und dem damit erzielten Marktpreis ausgeglichen werden.
Ab 2002 …
… wurde die KWK-Umlage auf den Strompreis aufgeschlagen, genauer gesagt auf die Netzentgelte. Mit diesen Einnahmen wurde die Erzeugung von Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gefördert, die neben Strom gleichzeitig auch Wärme produzieren können.
Ab 2012 …
… wurde die Umlage nach § 19 Abs. 2 StromNEV eingeführt. Da besonders stromintensive Unternehmen einen Antrag auf Reduzierung der Netzentgelte stellen konnten bzw. ihren Stromverbrauch in günstigere Zeiten verlagerten, sollte diese Umlage die dadurch entgangenen Erlöse ausgleichen.
Ab 2013 …
… wurde die Offshore-Netzumlage (damals hieß diese noch Offshore-Haftungsumlage) eingeführt. Mit dieser Umlage wurden Entschädigungszahlungen an Betreiber von Offshore-Windparks abgedeckt, wenn diese noch nicht optimal an das Netz angeschlossen waren und dadurch Verluste erlitten.
Ab 2014 …
… wurde die Umlage für abschaltbare Lasten eingeführt. Diese Umlage sollte die Kosten decken, die entstehen, wenn Anlagen zur Stabilisierung des Stromnetzes gedrosselt werden müssen und daher weniger Strom liefern können.
Preisentwicklung von Strom seit 2022
2022 war das Jahr der großen Energiepreiskrise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Kosten für die Strombeschaffung schnellten aufgrund von Verwerfungen am Gasmarkt in die Höhe. Das lag daran, dass der rapide gestiegene Gaspreis sich auch auf die Kosten für die Stromproduktion auswirkte.
Im selben Jahr wird die EEG-Umlage zur Entlastung der Verbraucher abgeschafft. Diese Kosten werden seitdem durch Subventionen aus dem Bundeshaushalt gedeckt.
Ab 2023 …
Im Jahr 2023 veranlasste die deutsche Bundesregierung als Reaktion auf die massiv gestiegenen Energiepreise eine Gas- und Strompreisbremse. Diese konnte rückwirkend für Januar und Februar desselben Jahres beantragt werden. Am 31.12.2023 ist die Gas- und Strompreisbremse ersatzlos ausgelaufen.
Ebenso entfiel 2023 der Bundeszuschuss für die Übertragungsnetzentgelte, wodurch diese stark anstiegen. Zudem wurde die Umlage für abschaltbare Lasten abgeschafft.
Seit 2024 …
Seit 2024 können Unternehmen eine Stromsteuererstattung für die Industrie beantragen: Diese Unternehmen zahlen dann anstatt dem Regelsatz für die Stromsteuer (2,05 ct/kWh) den europäischen Mindeststeuersatz von 0,50 €/MWh.
Unterschiedliche Strompreisentwicklung für Haushalte und Industrie seit 2022
Im Jahr 2022 stiegen die Strompreise sowohl für Haushalts- als auch für Industriekunden stark an. Für Haushalte fiel dieser Anstieg jedoch weniger drastisch aus als für Unternehmen. Dafür gab es hier im Jahr 2023 keine Entspannung: Die Preise stiegen erneut wesentlich an und gingen erst 2024 wieder etwas zurück. Das Niveau von vor der Energiepreiskrise haben die Strompreise für Haushaltskunden allerdings noch nicht wieder erreicht.
Industrieunternehmen erlebten im Vergleich zu den Haushalten im Jahr 2022 eine weit drastischere Strompreisentwicklung. Der Strompreis betrug im Jahr 2022 im Durchschnitt 43,20 ct/kWh – also 21,82 ct/kWh und somit rund 102 % mehr als im Vorjahr 2021. Im Gegensatz zu den Haushalten erholte sich der Strompreis für Industrieunternehmen allerdings bereits 2023 wieder deutlich und erreichte im Jahr 2024 sogar wieder das Niveau von 2017.
Neben den gefallenen Preisen für die Energiebeschaffung fiel 2024 auch die Senkung der Stromsteuer ins Gewicht, die zu einer Abmilderung des Strompreises für Industrieunternehmen geführt hat.
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Strompreisentwicklung für Gewerbe
Wie hat sich nun aber der Strompreis für kleine und mittlere Unternehmen entwickelt? Gewerbekunden traf die Strompreiskrise besonders hart: Während 2022 der Strompreis für KMU ebenso wie für die Industriekunden rasant in die Höhe schnellte, erholte sich dieser in den Jahren danach aber nur sehr schleppend.
Während Haushaltskunden also von einem weniger starken Anstieg im Jahr 2022 betroffen waren und sich der Strompreis für Industriekunden nach 2022 dafür besonders schnell wieder erholte, traf keiner dieser beiden Vorteile auf die kleinen und mittleren Unternehmen zu.
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Weitere Einflüsse auf die Strompreisentwicklung
Neben den Steuern und Umlagen gibt es noch weitere Aspekte, die Einfluss auf die Strompreisentwicklung haben. Je nach Bundesland, Stromanbieter und Stromtarif kann der individuelle Strompreis deutlich über oder unter dem Durchschnittspreis in Deutschland liegen. Das hat verschiedene Gründe:
Kosten für die Strombeschaffung
Ausbau der erneuerbaren Energien
Preispolitik der Stromanbieter
Kosten für die Strombeschaffung
Strom wird von den Stromanbietern an der Strombörse eingekauft. Wie viel die Kilowattstunde Strom in der Beschaffung kostet, hängt von Angebot und Nachfrage ab. Je höher der Anteil an Wind- und Solarstrom im Netz ist, desto günstiger ist der Einkaufspreis für den Strom. Steigen die Kosten für die Erzeugung, etwa durch Erhöhungen des Gaspreises, schlägt sich dies auch auf den Strompreis an der Börse nieder.

Ausbau erneuerbarer Energien
Ein hoher Anteil an Sonnen- oder Windstrom im Netz sorgt zwar für günstigere Preise an der Börse; durch das Vorantreiben der Energiewende entstehen jedoch hohe Kosten. Einer der größten Kostenpunkte ist der Ausbau der Stromnetze, der mit dem erhöhten Energiebedarf Schritt halten muss. Zusätzlich schlagen sich umweltbezogene Aufschläge wie der CO2-Preis massiv auf die Kosten für Strom nieder, wenn dieser aus fossilen Brennstoffen erzeugt wurde.

Rückkehr zur Atomkraft
Regelmäßig diskutiert wird auch, ob eine Rückkehr zur Atomkraft zu einer Senkung der Strompreise durch günstigen Atomstrom führen könnte. Dabei ist zu bedenken, dass nicht nur die Kosten für die Energie an sich, sondern gerade die anfänglichen Investitionskosten auf den Strompreis aufgeschlagen werden würden.

Preispolitik der Stromanbieter
Die individuellen Stromkosten können selbst beim selben Stromanbieter stark variieren, abhängig davon, welchen Vertrag man abgeschlossen hat. Die meisten Anbieter werben mit günstigen Neukundenverträgen, während die Preise in Altverträgen nicht nachträglich angepasst werden.
Ein weiterer Aspekt ist die jeweilige Gewinnmarge, die Anbieter einbehalten. Während Steuern, Umlagen und Netzentgelte verhältnismäßig stabile Preisbestandteile sind, schwankt vor allem der Preis für die Strombeschaffung. Dieser hat sich seit 2023 grundsätzlich wieder erholt – die daraus resultierenden niedrigeren Beschaffungskosten werden allerdings nicht immer 1:1 an die Kunden weitergegeben.

Kosten senken trotz steigender Strompreise
Um die Folgen der steigenden Strompreisentwicklung abzumildern, haben KMU durchaus verschiedene Möglichkeiten, Kosten für Strom zu sparen. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:
Stromanbieter wechseln, um von günstigen Preisen für Neukunden zu profitieren:
Stromanbieter wechseln – so einfach geht sparenEnergie sparen, um durch den niedrigeren Verbrauch weniger zu zahlen:
Energiesparen im Unternehmen: so geht’sEinkaufsgemeinschaften nutzen, um Strom zu Großhandelspreisen zu kaufen
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Fazit zur Strompreisentwicklung in Deutschland
Die steigende Strompreisentwicklung stellt vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor Herausforderungen. Durch eine Optimierung des Energieverbrauchs, regelmäßige Wechsel des Stromanbieters oder die Mitgliedschaft in einer Einkaufsgemeinschaft können Unternehmen jedoch gezielt Kosten senken und sich vor Preisspitzen schützen.
Über Philip Gutschke
Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).
Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.

Häufige Fragen zur Strompreisentwicklung
Was ist aktuell ein guter Strompreis?
Die besten Strompreise erhalten Sie in der Regel mit einem Vertrag für Neukunden nach einem Wechsel des Stromanbieters. Im Jahr 2025 betrug der durchschnittliche Preis für Haushalts-Neukunden pro Kilowattstunde 29 ct/kWh. Quelle: Verivox.
Wie entwickelt sich der Strompreis in den nächsten Jahren?
Die Einsparpotenziale beim Gewerbestrom sind erheblich und variieren je nach Region, Branche, Verbrauch und Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Durch einen sorgfältigen Anbietervergleich und den Wechsel zu einem Gewerbestrom-Tarif können Unternehmen mehrere hundert bis mehrere tausend Euro pro Jahr sparen.
Wird Strom wieder billiger?
Es ist in Deutschland eher unwahrscheinlich, dass Strom generell wieder billiger wird, da der allgemeine Trend auf eine konstante Preissteigerung hinausläuft. Gründe dafür sind unter anderem die Inflation und Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien. Regelmäßige Anbieterwechsel und Einkaufsgemeinschaften für KMU können dem entgegenwirken.