Gaspreis im Detail: Grundpreis, Arbeitspreis & mehr

Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 30. Oktober 2024

Grundpreis, Arbeitspreis, Brennwert, Zustandszahl: All diese Begriffe haben mit dem Gaspreis zu tun. Wie setzt sich aber nun der Preis für Erdgas zusammen? Wir erklären, aus welchen Bestandteilen der Gaspreis besteht und was es beispielsweise mit Grundpreis und Arbeitspreis auf sich hat.

Kurz und knapp

Bei Gastarifen wird der Gaspreis in Grundpreis und Arbeitspreis aufgeteilt. Der Grundpreis ist eine Pauschale, während sich der Arbeitspreis nach dem tatsächlichen Verbrauch richtet.

Der Gaspreis setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen: aus den Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb, den Netznutzungsentgelten sowie Steuern und Abgaben.

Die Gaspreis-Zusammensetzung ist für Privathaushalte, Gewerbe und Industrie zwar gleich. Unternehmen zahlen aber in der Regel höhere Grundpreise und dafür niedrigere Arbeitspreise.

Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?

Der Gaspreis setzt sich im Wesentlichen aus folgenden 3 Bestandteilen zusammen:

  • Beschaffungs- und Vertriebskosten

  • Netzentgelte und Messstellenbetrieb

  • Steuern und Abgaben

Wenn Sie einen Gastarif auswählen, werden Sie mit zwei verschiedenen Preisarten konfrontiert: Grundpreis und Arbeitspreis. Letzterer enthält die Beschaffungs- und Vertriebskosten, Netznutzungsentgelte sowie Steuern und Abgaben. Die Kosten für den Messstellenbetrieb sind hingegen im Grundpreis enthalten.

Gaspreis-Zusammensetzung für Unternehmen im Detail

Diese drei Gaspreis-Bestandteile beinhalten wiederum unterschiedliche Kosten, auf die wir nun genauer eingehen:

Beschaffung und Vertrieb

Die Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb des Erdgases entstehen im freien Wettbewerb und können durch den Gaslieferanten beeinflusst werden. In den Beschaffungs- und Vertriebskosten enthalten sind:

  • Kosten für den Einkauf der Energie am Markt

  • Transportkosten zum Handelsplatz

  • Kosten für Speicher und Pufferung

  • Verwaltungskosten des Anbieters für Vertrieb und Kundenservice

  • Rechnungsstellung

  • Beratungsleistungen

Auch die Gewinnmarge der Händler ist in den Beschaffungs- und Vertriebskosten enthalten.

Netzentgelte

Netzentgelte werden an den jeweiligen Gasnetzbetreiber gezahlt. In diesen Kosten enthalten sind:

  • Kosten, die der Transport des Gases verursacht

  • Gebühren für die Nutzung des Gasnetzes

  • Wartung der Zähler

  • Instandhaltung und Betrieb der Gasleitungen

Die Höhe der Netzentgelte wird durch die Bundesnetzagentur und die Landesregulierungsbehörde festgelegt.

Steuern und Abgaben

Etwa ein Fünftel des Gaspreises setzt sich aus Steuern und Abgaben zusammen. Die Konzessionsabgabe, Energiesteuer und Mehrwertsteuer sind staatlich veranlasst. Umlagen wie die Bilanzierungsumlage oder Gasspeicherumlage werden an den Gasnetzbetreiber gezahlt, um die Energieversorgung zu gewährleisten.

  • Die Konzessionsabgabe wird an die Kommunen für die Berechtigung gezahlt, auf dem Gemeindegebiet Gasleitungen legen zu dürfen. Der Betrag ist abhängig von der Einwohnerzahl der Gemeinde und wird zwischen Gasnetzbetreibern und Kommunen vereinbart. Die Höhe darf die in der Konzessionsabgabenverordnung (KAV) definierten Sätze nicht überschreiten.

  • Die Energiesteuer (Erdgassteuer) wird auf den konkreten Gasverbrauch erhoben. Die Erdgassteuer variiert je nach Verwendungszweck des Erdgases, z. B. zum Heizen.

  • Der CO2-Preis wird seit 2021 als Aufschlag auf die Energiesteuer erhoben. Er wird pro Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid verrechnet und soll dadurch einen Anreiz zur Reduzierung von fossilen Brennstoffen geben. Grundlage für den CO2-Preis ist das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG).

  • Die Bilanzierungsumlage wird von den jeweiligen Marktgebietsverantwortlichen erhoben und deckt die Bilanzierungskosten, die durch Entnahmen von Gas an verschiedenen Stellen im Netz entstehen.

  • Die Gasspeicherumlage wurde Oktober 2022 gemäß §35e Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) eingeführt, um während der Gaspreiskrise die Versorgung für den Winter zu gewährleisten. Sie deckt die evtl. höheren Kosten von zugekauftem Erdgas, um den vorgegebenen Füllstand der deutschen Gasspeicher zu erreichen.

  • Die Mehrwertsteuer wird schließlich auf den gesamten Rechnungsbetrag (einschließlich aller Abgaben und Steuern) erhoben. Sie wurde zur finanziellen Entlastung im Zeitraum von Oktober 2022 bis März 2024 auf 7 % gesenkt und beträgt seit 1. April 2024 wieder den in Deutschland üblichen Steuersatz von 19 %.

Was ist der Grundpreis beim Gas?

Der Gas-Grundpreis ist eine Pauschale und wird auch als Grundgebühr, Zählergebühr oder Leistungspreis bezeichnet. Er ist unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch und variiert je nach Anbieter, Verbrauchsstelle und Art des Tarifs. Im Grundpreis enthalten sind die Kosten für den Gasnetzanschluss, die Rechnungslegung und den Betrieb der Messstelle.

Was bedeutet Arbeitspreis beim Gas?

Ist allgemein vom Gaspreis die Rede, ist damit meist der Arbeitspreis gemeint. Im Gegensatz zum Grundpreis, der fix ist und unabhängig vom Verbrauch anfällt, ist der Arbeitspreis direkt an den tatsächlichen Energieverbrauch gekoppelt. Er wird daher auch als Verbrauchspreis bezeichnet. Im Arbeitspreis enthalten sind die Kosten für Beschaffung und Vertrieb, Netznutzungsentgelte sowie Steuern und Abgaben.

Gegenüberstellung von Gas-Grundpreis und Arbeitspreis

Grundpreis oder Arbeitspreis beim Gas: was ist wichtiger?

Ob Sie bei der Auswahl des Gastarifs eher auf den Grundpreis oder auf den Arbeitspreis achten sollen, hängt von Ihrem Gasverbrauch ab. Grundsätzlich gilt:

  • Bei niedrigem Energieverbrauch wählen Sie einen Tarif mit geringem Grundpreis. Der Arbeitspreis liegt bei solchen Tarifen meist höher. Durch den niedrigen Verbrauch fällt der höhere Arbeitspreis allerdings nicht ins Gewicht.

  • Bei hohem Energiebedarf wählen Sie einen Tarif mit höherem Grundpreis und dafür günstigerem Arbeitspreis. Der günstigere Arbeitspreis relativiert ab einem bestimmten Verbrauch den höheren Grundpreis.

So ermitteln Sie Ihre Gesamtkosten

Um zu wissen, wie viel Sie für einen Gastarif bezahlen (werden), multiplizieren Sie Ihren Gasverbrauch in Kilowattstunden mit dem Arbeitspreis und addieren das Ergebnis zum Grundpreis. Achten Sie darauf, ob der Grundpreis monatlich oder jährlich zu bezahlen ist.


Grundpreis + (Arbeitspreis × Verbrauch) = Gesamtkosten

Vergleichstarif: 100 Euro + (0,10 Euro × 10.000 kWh) = 1.100 Euro

Niedrigerer Verbrauch: 50 Euro + (0,15 Euro × 5.000 kWh) = 750 Euro

Höherer Verbrauch: 200 Euro + (0,05 Euro × 15.000 kWh) = 950 Euro


Ihren Gasverbrauch in Kilowattstunden finden Sie zum Beispiel auf der Abrechnung Ihres Gasanbieters. Liegt noch keine Rechnung vor, können Sie die an ihrem Gaszähler angegebenen Kubikmeter (m3) in Kilowattstunden umrechnen.

Gasverbrauch in Kilowatt­stunden berechnen

Die Umrechnung von Ihrem Gasverbrauch in Kubikmetern zu Kilowattstunden lautet:

Kubikmeter x Brennwert x Zustandszahl = Kilowattstunden Gas

  • Kubikmeter: Diese Zahl lesen Sie von Ihrem Gaszähler ab. Die drei Nachkommastellen (rot umrahmt) können Sie ignorieren.

  • Brennwert: Diesen Wert finden Sie auf der Endabrechnung Ihres Gaslieferanten. Liegt keine Rechnung vor, können Sie den Brennwert bei den Energieversorgern Ihrer Umgebung nachfragen. Der Brennwert gibt an, wie viele Kilowattstunden Energie pro Kubikmeter Gas enthalten sind.

  • Zustandszahl: Auch diesen Wert finden Sie auf der Endabrechnung Ihres Gaslieferanten. Liegt keine Rechnung vor, können Sie auch die Zustandszahl bei den Energieversorgern Ihrer Umgebung nachfragen. Die Zustandszahl beschreibt, inwieweit das Gasvolumen im Betriebszustand vom Gasvolumen im Normzustand abweicht.


Deshalb sind Brennwert und Zustandszahl für die genaue Berechnung relevant: Volumen ist nicht gleich Energiegehalt. Erdgas kann sich in seinem Brennwert, also wie viele Kilowattstunden pro Kubikmeter erzeugt werden, unterscheiden. Der Gaszähler kann allerdings nur die verbrauchten Kubikmeter erfassen.

Wenn Sie weder Brennwert noch Zustandszahl zur Hand haben, können Sie sich mit folgender Faustformel behelfen:

Kubikmeter x 10


Welche Arten von Gastarifen gibt es?

Die Preise für die verbrauchten Kilowattstunden können sich stark unterscheiden. Der Grund: Bei hohen Abnahmemengen können die Gaslieferanten Mengenrabatte vergeben. Außerdem kommt es entscheidend darauf an, zu welchem Zeitpunkt der Energieliefervertrag abgeschlossen wurde.

Gaspreise für Privathaushalte

Aufgrund des niedrigeren Verbrauchs besitzen Haushaltskunden meist Tarife mit niedrigem Grundpreis und dafür höherem Arbeitspreis.


Gut zu wissen: Haushaltskunden, KMUs und landwirtschaftliche Betriebe mit einem Gasverbrauch von weniger als 1.500.000 kWh/Jahr verfügen im Normalfall über einen SLP-Zähler. Diese Gaszähler zeigen den aktuellen Zählerstand analog an und werden einmal im Jahr abgelesen.


Gaspreise für Gewerbe

Eingetragene Unternehmen können ab einem bestimmten Jahresverbrauch – bei wattline liegt dieser bei 50.000 kWh pro Jahr – von Preisen für Gewerbegas profitieren. Das liegt zum einen daran, dass Gaslieferanten Mengenrabatte auf den variablen Teil des Arbeitspreises gewähren.

Gaspreise für die Industrie

Unternehmen mit einem besonders hohen Energieverbrauch können von noch günstigeren Preisen für Industriegas profitieren.

Im Gegensatz zu Privathaushalten und KMUs erhalten Industrieunternehmen ab einem jährlichen Gasverbrauch von über 1.500.000 kWh eine monatliche, verbrauchsabhängige Rechnung. Deshalb gibt es für Industrieunternehmen individuelle Verträge, die speziell auf ihren Energiebedarf und ihre Lastprofile abgestimmt sind.

Gaskosten sparen in einer Einkaufs­gemeinschaft

Reicht der eigene Gasverbrauch nicht, um einen vergünstigten Tarif zu erhalten, können sich Unternehmen zu sogenannten Energie-Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen. Auf diese Weise kann der Energieverbrauch gebündelt und Strom oder Gas zu attraktiven Konditionen bei den Anbietern eingekauft werden.

Unabhängige Dienstleister wie wattline bündeln das Energievolumen ihrer Mitglieder und treten gegenüber Energieanbietern als Großabnehmer auf. Bereits ab einem Jahresverbrauch von 50.000 kWh/Jahr können Sie Mitglied von wattline werden.

Profitieren Sie von dauerhaft besseren Energiepreisen durch die stärkste unabhängige Einkaufsgemeinschaft in Deutschland und Österreich.

Energie-Einkaufsgemeinschaft

So entsteht das Lastprofil für Industrie­unternehmen

Ab einem jährlichen Gasverbrauch von über 1.500.000 kWh/Jahr kommen in Industrieunternehmen RLM-Zähler zum Einsatz. Die Abkürzung RLM steht für registrierende Leistungsmessung. Dieser Zählertyp erfasst die Leistungsdaten des Erdgases alle 60 Minuten.

Die gemessenen Werte werden automatisch an den Netzbetreiber übermittelt, der diese wiederum an den Stromlieferanten zur Abrechnung weiterleitet. Aus diesen Daten werden so zugeschnittene Lastprofile für die Industriekunden erstellt.


Gut zu wissen: Da durch den erhöhten Energiebedarf die Kosten für die Netzbereitstellung und die Ansprüche an die Messsysteme steigen, kann der Grundpreis höher ausfallen als bei privaten Haushalten oder KMUs.


Unternehmen ab einem Gasverbrauch von 1.500.000 kWh/Jahr können über wattline Industriegas beziehen.

Durchschnittlicher Gaspreis für Privathaushalte, Gewerbe und Industrie

Die folgende Auflistung veranschaulicht, wie stark sich der Arbeitspreis für Haushaltskunden, Gewerbe und Industrie unterscheidet. Die Preise beziehen sich auf den durchschnittlichen Gaspreis in Deutschland im Jahr 2023.

  • Grundversorgungsvertrag Haushaltskunden: 16,25 Cent pro Kilowattstunde

  • Sondertarifvertrag Haushaltskunden: 14,8 Cent pro Kilowattstunde

  • Gewerbekunden: 12,11 Cent pro Kilowattstunde

  • Industriekunden: 7,75 Cent pro Kilowattstunde

Der Gaspreis für Industriekunden pro Kilowattstunde ist somit im Schnitt um 52,31 % günstiger als für Privathaushalte mit einem Grundversorgungsvertrag.

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Fazit: So setzt sich der Gaspreis zusammen

Der Gaspreis setzt sich aus den Kosten für Beschaffung und Vertrieb, Netznutzungsentgelten sowie Steuern und Abgaben zusammen. Unternehmen zahlen oft höhere Grundpreise, aber dafür geringere Arbeitspreise. Die Wahl des richtigen Gastarifs hängt somit stark vom individuellen Verbrauch ab: Bei geringem Verbrauch lohnt ein niedriger Grundpreis, bei hohem Verbrauch ein niedriger Arbeitspreis.

Über Philip Gutschke

Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).

Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.

Philip Gutschke, Bereichsleiter Energieeinkauf bei wattline

Häufige Fragen

  • Was ist im Arbeitspreis Gas enthalten?

    Mit dem Arbeitspreis wird der tatsächliche Verbrauch von Gas pro Kilowattstunde abgerechnet. Zudem enthalten sind Kosten für:

    • Beschaffung und Vertrieb

    • Netznutzungsentgelte und Messstellenbetrieb

    • Steuern und Abgaben

  • Was ist beim Gas der Grundpreis?

    Der Grundpreis beim Gas ist eine Pauschale, die an den Gasanbieter zu zahlen ist. Darin enthalten sind die Kosten für die Leitungsbereitstellung, Rechnungslegung sowie die Zählermiete.

  • Wie setzt sich meine Gasrechnung zusammen?

    Auf der Gasrechnung befinden sich folgende Informationen:

    • Kunden-, Rechnungs- und Zählernummer

    • Abrechnungszeitraum und Gasverbrauch in kWh

    • Grundpreis und Arbeitspreis

    • Brennwert und Zustandszahl

    • Mehrwertsteuer

  • Was ist besser, hoher Grundpreis oder hoher Arbeitspreis?

    Ist Ihr Energieverbrauch sehr niedrig, profitieren Sie von einem niedrigeren Grundpreis, da der höhere Arbeitspreis dann nicht stark ins Gewicht fällt.

    Bei einem hohen Energieverbrauch sollten Sie einen Tarif mit höherem Grundpreis und dafür geringerem Arbeitspreis wählen.

  • Welche Steuern und Abgaben gibt es auf Gas?

    Auf Erdgas fallen folgende Steuern, Abgaben und Umlagen an:

    • Konzessionsabgabe

    • Energiesteuer (Gas)

    • CO₂-Preis

    • Bilanzierungsumlage

    • Gasspeicherumlage

    • Mehrwertsteuer

    Zusätzlich fallen noch Netznutzungsentgelte an, die der Gasanbieter an den Netzanbieter zu entrichten hat. Diese Kosten gibt der Gasanbieter an die Kunden weiter.