Wie bestimmt man die optimale Laufzeit eines Energievertrages?
Kurz und knapp
Contango bedeutet, dass die Energiepreise im Frontjahr günstiger sind und spätere Lieferjahre teurer gehandelt werden. In solchen Marktphasen kann es sinnvoll sein, tendenziell kürzere Vertragslaufzeiten zu wählen, um flexibel auf zukünftige Preisentwicklungen reagieren zu können und sich nicht frühzeitig an höhere Preise zu binden.
Backwardation bezeichnet einen Abwärtstrend der Energiepreise, sodass diese im Frontjahr teurer sind als in zukünftigen Lieferjahren. In solchen Situationen kann eine längerfristige Beschaffung vorteilhaft sein, um sich die aktuell günstigen Preise der späteren Lieferjahre frühzeitig zu sichern.
Im Jahr 2025 liegt sowohl auf dem Strom- als auch Gasmarkt eine Backwardation-Situation vor. Um diese Marktentwicklung richtig einzuordnen, sind langjährige Erfahrung und kontinuierliche Analysen erforderlich. Diese Kompetenzen bieten Energie-Einkaufsgemeinschaften.
Energie clever einkaufen: Drei entscheidenden Faktoren für echte Preisvorteile
Um Energiekosten dauerhaft zu senken, müssen mehrere Faktoren während des Energieeinkaufs ineinandergreifen. Dazu gehören:
Der ideale Beschaffungszeitpunkt,
die optimale Vertragslaufzeit und
die Bündelung der Mengen.
Alle Drei spielen zusammen und bestimmen maßgeblich, ob man unter dem Marktniveau einkauft und sich dadurch echte Wettbewerbsvorteile sichern kann.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über die genannten Faktoren anhand der Beschaffungsstrategie von wattline im Jahr 2025. Anschließend beleuchten wir das Thema der optimalen Vertragslaufzeit ausführlich.
Faktor 1: Der ideale Zeitpunkt
Um den günstigsten Zeitpunkt zu nutzen, haben wir bewusst bis nach der Präsidentschaftswahl in den USA sowie der Bundestagswahl in Deutschland (Ende Februar) abgewartet. Dieser Zeitraum fiel in eine Phase, in der die Marktbedingungen im ersten Halbjahr erfahrungsgemäß besonders günstig sind (siehe Grafik links).
Das liegt daran, dass die Nachfrage nach Energie sinkt, sobald die Heizperiode endet, und gleichzeitig wieder mehr erneuerbare Energien zur Verfügung stehen.
In sieben der vergangenen neun Jahre war Q4 am teuersten. Warum, erfahren Sie im ausführlichen Artikel zum idealen Beschaffungszeitpunkt.
Faktor 2: Die optimale Laufzeit
Aufgrund der Marktstruktur im Jahr 2025, geprägt durch sinkende Preise in den späteren Lieferjahren (Backwardation-Situation), war für unsere Energieexperten klar, dass sich langfristige Verträge lohnen würden. So sicherten Sie unseren Mitgliedern im günstigsten Zeitpunkt Lieferverträge mit einer Laufzeit von 3 Jahren (siehe Grafik rechts).
Mehr zu genau diesen Marktmechanismen erfahren Sie weiter unten in diesem Artikel.
Faktor 3: Die Bündelung der Mengen
Bei wattline profitieren unsere Mitglieder von einer starken Gemeinschaft. 29.000 kleine und mittlere Unternehmen bündeln gemeinsam ein Energievolumen von über 7 Mrd. kWh und erzielen damit eine Einkaufsmacht von mehr als 2 Mrd. EUR. Durch diese Mengenbündelung können wir deutliche Mengenrabatte erzielen, die für ein einzelnes Unternehmen so nicht erreichbar wären.
Dass der clevere Energieeinkauf 2025 kein Zufallstreffer war, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: In den vergangenen Jahren konnten wir den Markt schlagen und unseren Mitgliedern dauerhaft bessere Energiepreise sichern.
Überprüfen Sie mit unserem Ersparnisrechner, wie viel Sie bereits mit wattline hätten sparen können:

Contango-Effekt: Preise späterer Lieferjahre steigen
Während Contango liegen die Energiepreise in einem Aufwärtstrend. Spätere Lieferjahre sind teurer, während das Frontjahr günstiger gehandelt wird.
Eine solche Entwicklung entsteht, wenn der Markt steigende Preise in der Zukunft erwartet, z. B. eine hohe Nachfrage und/ oder ein geringes Angebot. Eine Rolle dabei spielen u. a. die CO₂-Bepreisung, die Inflation, geopolitische Risiken und der schleppende Ausbau erneuerbarer Energien.
Contango bedeutet konkret: Das Frontjahr ist günstiger als die späteren Lieferjahre.
Hinweis: Unter einem Frontjahr versteht man das Jahr, nach dem aktuellen Kalenderjahr. Das aktuelle Frontjahr ist also das Jahr 2026. Es ist unabhängig von einer Energielieferung oder Beschaffung zu sehen.
In solchen Marktphasen kann es sinnvoll sein, zunächst kürzere Vertragslaufzeiten zu wählen, da spätere Lieferjahre teurer bewertet werden. Wer sich frühzeitig für mehrere Jahre bindet, zahlt im Durchschnitt mehr. Durch kürzere Laufzeiten bleibt man flexibler und kann auf veränderte Preisentwicklungen besser reagieren.
Bei der Beschaffung muss abgewägt werden, wann und wie viel Bedarf im Voraus gedeckt wird, um stabile Preise zu sichern und gleichzeitig Spielraum für zukünftige Entwicklungen zu bewahren.
Die Grafik zeigt exemplarisch eine Contango-Situation am Energiemarkt. Sie veranschaulicht, wie die Preise mit jedem weiteren Lieferjahr ansteigen.
Woher stammt der Begriff Contango?
Der Begriff „Contango” stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert in England und ist wahrscheinlich eine Abwandlung der Wörter “continue”, „continuation” oder „contingent”. An der Londoner Börse war Contango eine Gebühr, die ein Käufer an den Verkäufer zahlte, wenn dieser die Abwicklung des Geschäfts auf einen späteren Termin verschob. In ihrer Wirkung ähnelte die Gebühr der heutigen Contango-Situation: Die zukünftige Lieferung war mit einem Preisaufschlag verbunden und für den Käufer dementsprechend teurer.
Backwardation-Effekt: Preise späterer Lieferjahre sinken
Backwardation ist das Gegenteil von Contango und bedeutet, dass Energie für das Frontjahr teurer ist als für spätere Lieferjahre.
Das bedeutet: Die Beschaffung über den Terminmarkt ist in solchen Phasen besonders attraktiv. Um diese Preisvorteile langfristig zu sichern, kann es sinnvoll sein, längere Vertragslaufzeiten zu wählen, insbesondere wenn sich aus mehreren Lieferjahren ein günstiger Mischpreis ergibt. So lassen sich die aktuell niedrigen Preise über einen längeren Zeitraum nutzen.
Der Terminmarkt ist ein Handelsplatz, auf dem Energieprodukte (z. B. Erdgas oder Strom) für eine zukünftige Lieferung zu einem heute festgelegten Preis gehandelt werden, während auf dem Spotmarkt Energie zur sofortigen Lieferung zum aktuellen Marktpreis gehandelt wird.
Der Markt geht während einer Backwardation-Situation davon aus, dass sich die Versorgungslage bald entspannt und Preise künftig sinken. Gründe dafür können eine temporäre Angebotsverknappung oder erwartete Produktionsausweitungen sein.
Auslöser sind häufig eine hohe (z.B. saisonal bedingte) Nachfrage nach sofortiger Lieferung oder Störungen in der Lieferkette, durch geopolitische Ereignisse, wirtschaftliche Krisen oder Wetterextreme. Erwartet der Markt gleichzeitig eine zukünftig sinkende Nachfrage oder ein steigendes Angebot, fällt der Preis für spätere Lieferjahre unter den des Frontjahres.
Die Grafik veranschaulicht eine typische Backwardation-Situation am Energiemarkt. Sie verdeutlicht, wie die Preise mit zunehmender Laufzeit sinken und spätere Lieferjahre günstiger bewertet werden als die aktuellen.
Woher stammt der Begriff Backwardation?
Der Begriff „Backwardation“ entstand ebenfalls im 19. Jahrhundert in England und leitet sich vom Wort „backward“ ab. An der Londoner Börse bezeichnete er eine Gebühr, die ein Verkäufer an den Käufer oder an einen Dritten zahlen musste, wenn er die Lieferung seiner verkauften Aktien aufschieben wollte. Die Backwardation-Gebühr machte bereits damals deutlich, dass eine spätere Lieferung für den Käufer günstiger war als eine sofortige.
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Contango oder Backwardation: Wie hat sich der Energiemarkt 2025 entwickelt
Im Jahr 2025 befindet sich der Strom- und Gasmarkt in einer Backwardation-Situation.
Dies bedeutet, dass die Preise für das Frontjahr (2026) höher sind, als die Preise für zukünftige Lieferjahre (2027, 2028 und 2029).
Die Ursache liegt einerseits darin, dass
die geopolitischen Risiken im Frontjahr höher eingestuft werden als in den späteren Lieferjahren und
der Ausbau der erneuerbaren Energien noch einige Jahre benötigen wird, um die Strompreise spürbar zu senken.
Andererseits geht der Markt davon aus, dass
sich die Gasverfügbarkeit in den kommenden Jahren verbessert, unter anderem durch neue LNG-Terminals in den USA und
die Stromnachfrage künftig wieder steigen könnte, sobald sich die Wirtschaft erholt.
Hinzu kommt die Erwartung, dass sich die geopolitische Lage mittelfristig beruhigt und der Ausbau der Erneuerbaren weiter voranschreitet, sodass mehr günstige Energie zur Verfügung steht.
Für Unternehmen bedeutet eine Backwardation-Situation, dass die Preisentwicklung aufmerksam beobachtet werden sollte. Denn wenn die Preiskurve mit jeder zusätzlichen Laufzeit sinkt, kann es sinnvoll sein, sich langfristige, günstigere Preise am Terminmarkt zu sichern, anstatt auf eine spätere Beschaffung zu hoffen, die durch kurzfristige Preisschwankungen am Spotmarkt nachteilig beeinflusst werden könnte.


