Energiesparen im Unternehmen: So geht’s
Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 20. September 2024
Energiesparen im Unternehmen ist nicht nur eine Tugend, sondern ab einem bestimmten Energiebedarf sogar gesetzlich verpflichtend. In diesem Artikel klären wir auf, wo Unternehmen jeder Größe Energie sparen können, wie Energiemanagementsysteme dabei unterstützen und welche Möglichkeiten vor allem kleinen und mittleren Unternehmen offenstehen.
Kurz und knapp
Ab einem Gesamtenergieverbrauch von 7,5 GWh jährlich muss ein Unternehmen bis spätestens 2025 ein Energiemanagementsystem (EnMS) etablieren.
Für Unternehmen jeder Größe können sich sowohl Investitionen als auch kleinere Optimierungen positiv auf den Energieverbrauch auswirken.
Eine Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme kann in einer umfassenden Analyse wesentliche Einsparpotenziale aufdecken.
Wie kann ich als Unternehmen Energie sparen?
Für jedes Unternehmen gibt es Möglichkeiten, Energie und damit Kosten zu sparen. Das tut nicht nur der Umwelt gut – immerhin sprechen zwei Drittel der Führungskräfte in Deutschland den Energiekosten eine große bis sehr große Bedeutung zu.
Selbstverständlich ist es ein Unterschied, ob Sie als Industrieunternehmen Ihren Ölbedarf reduzieren, als Bäckerei Ihre Energiekosten senken oder in der Arztpraxis Energie sparen möchten. In diesem Artikel konzentrieren wir uns daher auf die folgenden Fragen:
Wie ermittle ich meinen Energiebedarf?
Was ist ein Energiemanagementsystem und wer braucht es?
Wo fallen die meisten Energiekosten an?
Welche Maßnahmen helfen mir, meinen Energiebedarf zu senken?
Lesetipp: Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, welche Einstellung Unternehmen zum Thema Energiewende haben, empfehlen wir Ihnen unsere aktuelle Studie zur Energiewende 2024.
Wie hoch ist der Energiebedarf im Unternehmen?
Um gezielt Energie im Unternehmen zu sparen, sollten Sie genau wissen, welche und wie viel Energie Sie verbrauchen. Bei Strom, Fernwärme und Erdgas finden Sie Ihren Verbrauch in den Abrechnungen Ihres Energieversorgers. Stromzähler und andere Messstelleneinheiten unterstützen Sie dabei, den tagesaktuellen Verbrauch zu ermitteln.
Ein digitaler Messstellenbetrieb kann Sie dabei unterstützen, Ihren Energiebedarf ohne zusätzliche Bürokratie zu ermitteln und schnell Einsparpotentiale zu erkennen.
Ein weiteres sinnvolles Instrument, um den genauen Energiebedarf festzustellen, sind Energiemanagementsysteme.
Energiemanagementsysteme – Was können sie und wer braucht sie?
Mit einem Energiemanagementsystem (EnMS) werden die Energieströme in einem Unternehmen erfasst und analysiert. Es handelt sich dabei um ein Regelwerk mit dem Ziel, Antworten auf folgende Fragen zu finden:
Welche Energieträger werden verwendet?
Wann und wie effizient fließen die Energieströme?
Wie hoch ist der Gesamtenergiebedarf?
Gibt es Verbrauchsspitzen in der Energieversorgung?
Aus den Antworten auf diese Fragen kann ein Unternehmen im Idealfall konkrete Maßnahmen zum Energiesparen ableiten.
Seit dem 18. November 2023 gilt in Deutschland das Energieeffizienzgesetz (EnEfG). Dieses schreibt vor:
Unternehmen mit einem Gesamtendenergieverbrauch ab 2,5 GWh müssen Pläne für konkrete Energieeffizienzmaßnahmen erstellen und veröffentlichen.
Unternehmen mit einem Gesamtendenergieverbrauch ab 7,5 GWh müssen bis 2025 verpflichtend ein Energiemanagementsystem einführen.
Es gibt verschiedene Soft- und Hardware, die Unternehmen für ihr Energiemanagement nutzen können. Was genau zu beachten ist, ist in der internationalen Norm DIN EN ISO 50001 festgelegt, an der sich Unternehmen aller Größen orientieren können. Vor allem für KMUs interessant ist die DIN EN ISO 50005, die eine verständliche Anleitung zur schrittweisen Implementierung eines Energiemanagementsystems enthält.
Diese Normen richten sich vor allem an größere Unternehmen mit einem signifikanten Energiebedarf. Ein zielgerichtetes Energiemanagement ist aber für jedes Unternehmen sinnvoll und kann dabei helfen, unnötige Kosten und Energieverluste zu vermeiden.
Einige größere Unternehmen haben darüber hinaus die Möglichkeit, für 2023 den Spitzenausgleich von der Stromsteuer zu beantragen. Voraussetzung für die Rückerstattung ist, dass diese Unternehmen ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 oder ein validiertes Umweltmanagementsystem nach EMAS im Einsatz haben.
Welche Einsparpotenziale es für Unternehmen bei der Energie- und Stromsteuer gibt, zeigen wir in unserem Artikel zur Stromsteuererstattung auf.
Welche Energiesparmaßnahmen können Unternehmen einfach umsetzen?
Ist der Energiebedarf festgestellt und ein Plan zum Energiesparen im Unternehmen aufgesetzt, geht es an die Umsetzung. Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Energieträger und die größten Einsparpotenziale in Unternehmen ein: Strom, Druckluftsysteme, Klima- und Lüftungsanlagen sowie das Heizsystem.
Einsparpotenziale aufdecken
Die günstigste Energie ist jene, die ein Unternehmen gar nicht erst benötigt. Deshalb ist eine Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme in jedem Fall empfehlenswert. In einer umfassenden energetischen Analyse des Unternehmens lassen sich meist erhebliche Einsparpotenziale identifizieren. Zusätzlich können für eine Energieberatung derzeit bis zu 50 Prozent Zuschuss vom Staat beantragt werden.
Erfahren Sie mehr über mögliche Steuerentlastungen und Einsparpotenziale in unseren Energielösungen und energienahen Services.
Strom
Als Faustregel gilt: Der Preis für eine Kilowattstunde Strom ist ungefähr drei- bis viermal höher als für Gas. Das liegt zum einen an der Strompreis-Zusammensetzung, bei der zum grundlegenden Energiepreis noch Umlagen, Steuern und Netzbetriebskosten dazugerechnet werden. Zum anderen ist der reine Energiepreis im Jahre 2022 aufgrund von Verknappungen und hoher Nachfrage stark angestiegen.
5 Tipps zum Sparen von Strom im Unternehmen
So viel Tageslicht wie möglich nutzen, um weniger Kunstlicht zu benötigen
Licht durch Präsenz- und Bewegungsmelder da einsetzen, wo es wirklich gebraucht wird
Halogen und andere veraltete Leuchtmittel durch LED ersetzen
Zeitschaltuhren an Mehrfachsteckdosen anbringen, um Geräte wirklich ganz auszuschalten
Stand-by-Modus (außer bei Routern) nach Möglichkeit vermeiden, damit kein Strom verschenkt wird
Druckluftsysteme
In vielen produzierenden Unternehmen spielt die Verwendung von Druckluft als Energieträger eine große Rolle. Die Druckluftverteilung ist oft das schwächste Glied in der Druckluftbereitstellung. Hier ist es umso wichtiger, alle Leitungen auf Leckagen (Dichtungsfehler) zu überprüfen.
Als Nebenprodukt der Druckluftbereitstellung entsteht Wärme. Diese Abwärme kann zum Heizen der Umgebungsluft genutzt oder mittels Wärmerückgewinnung durch einen Wärmetauscher für die Warmwasseraufbereitung verwendet werden.
5 Tipps zum Energiesparen bei Druckluftsystemen
Rohre und Leitungen auf Leckagen überprüfen, damit die Druckluft ankommt, wo sie gebraucht wird
den Druck an den tatsächlichen Bedarf anpassen
Kompressoren bei Nichtgebrauch ausschalten, um zusätzlich Energie zu sparen
Abwärme mittels Wärmetauscher abfangen und andernorts sinnvoll nutzen
Rohre, Kompressoren und Filter regelmäßig warten, damit Effizienz erhalten bleibt
Klima- und Lüftungsanlagen
Ineffiziente, veraltete Klima- und Lüftungsanlagen sind wahre Energiefresser. Da diese mit Strom betrieben werden, wirkt sich ein teurer Stromtarif entsprechend auf die Energiekosten aus. Hier kann es sich lohnen, sich über einen Wechsel des Stromanbieters zu informieren. Auch aus umweltgerechter Sicht lohnt es sich, auf effiziente Geräte ohne Leistungsverlust zu achten.
Bei den Klimageräten gibt es bedeutende Unterschiede zwischen Monoblock-Klimageräten und einer Split-Klimaanlage.
Wussten Sie bereits? Für den Austausch einer veralteten Raumlufttechnik durch eine effiziente Anlage stehen Unternehmen umfangreiche staatliche Förderungen zu.
Monoblock-Klimagerät
günstiger im Anschaffungspreis (200 – 800 Euro)
kühlt effizient kleinere, unkompliziert geschnittene Räume
flexibel positionierbar, wo es gebraucht wird
hochwertige Modelle verbessern gleichzeitig die Luftqualität
hohe Betriebskosten im Vergleich zur Split-Klimaanlage
teilweise umständlich durch den kurzen Abluftschlauch, der aus dem Fenster geführt werden muss
Split-Klimaanlage
günstigere Betriebskosten im Vergleich zum Monoblock
kann mehrere Räume effizient kühlen
hochwertige Modelle können auch heizen
teurer in der Anschaffung (ab 2.000 Euro)
fix verbaut, daher aufwendigere Planung und Installation
5 Tipps zum Sparen bei Klima- und Lüftungsanlagen
Klima- und Lüftungsanlagen immer genau nach tatsächlichem Bedarf planen
Auf eine möglichst hohe Energieeffizienzklasse achten (A, maximal B), damit die Stromrechnung keine böse Überraschung wird
Die Temperatur maximal auf 5 Grad unter der Außentemperatur herunterkühlen (Beispiel: Außentemperatur 29 °C → Innentemperatur auf 24 °C einstellen) – jedes Grad kühler kostet umso mehr Energie
Türen und Fenster während des Betriebs geschlossen halten
Filter regelmäßig kontrollieren und reinigen, damit die Anlage effizient arbeiten kann
Heizsystem
Die ideale Heizlösung sowohl für Unternehmen als auch Privathaushalte ist aktuell die Kombination aus Wärmepumpe und Solarthermie. Vor allem in Neubauten heizt diese Variante ohne lange Vorlaufzeiten besonders effizient und umweltfreundlich. Bei älteren bzw. unzureichend gedämmten Gebäudestrukturen entfällt dieser Vorteil, wenn die erzeugte Wärme ungenutzt wieder verloren geht.
Die Realität: Im Jahr 2024 wird der Großteil des gewerblichen Wärmebedarfs in Deutschland weiterhin durch Erdgas gedeckt. Daher empfiehlt es sich also besonders, auf einen günstigen Energietarif zu achten.
Lesetipp: In unserem Artikel zur Energiebeschaffung verraten wir Ihnen, wie Sie als Unternehmen Energie einkaufen können und welche Vor- und Nachteile die jeweiligen Methoden mit sich bringen.
5 Tipps zum Sparen von Heizkosten im Unternehmen
effizientes, modernes Heizsystem nutzen (z. B. Wärmepumpe mit Solarthermie)
Abwärme aus Druckluftsystemen oder Kühlaggregaten als Heizwärme verwenden
Raumtemperatur in der Nacht absenken, wenn die Wärme nicht benötigt wird
Heizkörper nicht verdecken, damit diese effizient den Raum heizen können
Mitarbeitende sensibilisieren, damit z. B. effizienter gelüftet wird
Was tun, wenn das Geld für größere Investitionen fehlt?
Gerade kleineren und mittleren Unternehmen fehlen mitunter die finanziellen Mittel, um weitreichende Investitionen und Sanierungsmaßnahmen zu tätigen. In diesem Fall lohnt es sich, sich mit anderen zusammenzutun.
Einkaufsgemeinschaften helfen vor allem KMUs
Mit einer Energie-Einkaufsgemeinschaft kann der Energiebedarf von mehreren Unternehmen zusammengefasst werden. So können auch kleine und mittlere Unternehmen gemeinsam als Großabnehmer auftreten und von den Energietarifen für die Industrie profitieren.
Unabhängige Dienstleister wie wattline erzielen auf diese Weise bessere Konditionen für KMUs und agieren dabei ohne eigene Provisionsinteressen. So profitieren die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft garantiert von dauerhaft besseren Energiepreisen.
Profitieren Sie von dauerhaft besseren Energiepreisen durch die stärkste unabhängige Einkaufsgemeinschaft in Deutschland und Österreich.
Fazit: Energiesparen im Unternehmen
Energiesparen ist für Unternehmen nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, sondern auch ein Weg, effektiv Kosten zu senken. Energiemanagementsysteme helfen dabei, den Energiebedarf zu überwachen und Optimierungspotenziale zu erkennen. Für KMUs bieten Energie-Einkaufsgemeinschaften eine attraktive Möglichkeit, von Großhandelspreisen zu profitieren und hohe Investitionskosten zu vermeiden.
Der Weg zu mehr Energieeffizienz ist oft einfacher als gedacht – und er lohnt sich für jedes Unternehmen, unabhängig von Größe und Branche.
Über Philip Gutschke
Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).
Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.
Häufige Fragen
Welche Unternehmen verbrauchen am meisten Strom?
Zu den Unternehmen mit dem höchsten Strombedarf gehören die chemische Industrie sowie die Metallverarbeitung und allgemein Unternehmen mit Schichtbetrieb. Bei den Gewerben gehören Wäschereien und Bäckereien zu den Unternehmen mit dem höchsten Strombedarf.
Wie kann ich Energie im Büro sparen?
Im Büro kann schon mit einigen wenigen Tricks Energie gespart werden:
LED-Leuchten verwenden
Präsenz- und Bewegungsmelder installieren
Raumtemperatur über Nacht absenken
Stoßlüften anstatt Fenster kippen. Wenn Lüftungsanlagen installiert sind: Fenster geschlossen halten
Geräte mittels Zeitschaltuhr richtig ausschalten
Klimaanlagen sollten maximal auf 5 Grad unterhalb der Außentemperatur herunterkühlen
Wie kann man in der Industrie Energie sparen?
In der Industrie kann durch effiziente Anlagen und bedarfsgerechten Verbrauch Energie gespart werden. Die relevantesten Energieträger in der Industrie sind elektrischer Strom und Gas. Vor allem in Schichtbetrieben fließt viel Energie in den andauernden Betrieb von Maschinen, die Beleuchtung, das Raumklima oder die Drucklufterzeugung.
Wo wird am meisten Energie verschwendet?
Druckluftsysteme, Öfen oder Kühlanlagen produzieren große Mengen an Abwärme, die in vielen Fällen ungenutzt verloren geht. Durch ineffiziente Geräte, wie veraltete Heizkessel oder Klimageräte, wird dieser Effekt noch verstärkt. Als Lösung können Wärmetauscher installiert werden, um die Abwärme sinnvoll in ein Wärmesystem zu leiten und zu nutzen.