Stromkosten berechnen & langfristig senken
Philip Gutschke · zuletzt aktualisiert: 27. Februar 2025
Stromkosten machen in vielen Unternehmen einen beträchtlichen Teil der monatlichen Ausgaben aus. Starke Schwankungen und unvorhersehbare Preisspitzen erschweren vor allem kleinen und mittleren Betrieben die Planbarkeit ihrer Kosten. Wir zeigen auf, wie KMU ihre Stromkosten berechnen können und wie Sie diese langfristig senken können.
Kurz und knapp
Die Kosten für Strom sind in den letzten Jahrzehnten ständig gestiegen und haben in der Energiepreiskrise 2022 ihren Höhepunkt erlebt. Seitdem bewegen sich die Preise auf einem höheren Niveau.
Unternehmen können ihre Stromkosten optimieren, indem sie auf energieeffiziente Betriebseinrichtungen achten, ihren Stromverbrauch reduzieren und ggf. den Stromanbieter wechseln.
Für kleine und mittlere Unternehmen können Einkaufsgemeinschaften sinnvoll sein, um von Mengenbündelung, Fachexpertise und Marktbeobachtung zu profitieren.
Höhe der Stromkosten
Die Stromkosten sind in den letzten Jahren zuerst stark angestiegen und dann wieder gesunken. Der durchschnittliche Strompreis für Gewerbe bei einem Verbrauch von 10.000 kWh/Jahr belief sich im Jahr 2024 auf knapp 32 ct/kWh.
Ihre tatsächlichen Stromkosten können vom Durchschnitt stark abweichen, je nachdem, wie viel Energie Sie verbrauchen und welche Preise in Ihrem Stromvertrag veranschlagt sind und zu welchem Zeitpunkt Sie den Vertrag abgeschlossen haben.
Gewerbe wie Bäckereien, Arztpraxen, Gastronomien oder Landwirtschaften müssen aufgrund ihres hohen Strombedarfs sowohl ihren Verbrauch als auch die Kosten dafür genau im Blick behalten.
Um am Ende der Abrechnungsperiode keine böse Überraschung auf der Stromrechnung zu erleben, lohnt es sich daher, die eigenen Stromkosten vorab zu berechnen.
Stromkosten berechnen: so geht’s
Um Ihre Stromkosten zu berechnen, multiplizieren Sie Ihren Stromverbrauch mit dem vereinbarten Arbeitspreis in Ihrem Stromvertrag. Zunächst müssen Sie dafür Ihren Stromverbrauch in Kilowattstunden (kWh) kennen. Den Stromverbrauch eines bestimmten Gerätes können Sie mit einer einfachen Formel herausfinden:
Geräteleistung (in Watt) x Nutzungsdauer (in Stunden) = Stromverbrauch in Wattstunden (Wh)
Die ausgerechneten Wattstunden dividieren Sie anschließend durch 1.000, um Ihren Verbrauch in Kilowattstunden zu erhalten. Wenn Sie diese Rechnung für Ihre gesamte Betriebseinrichtung durchführen, kennen Sie den Stromverbrauch all Ihrer strombetriebenen Geräte.
Diesen Verbrauch multiplizieren Sie schließlich mit dem Arbeitspreis Ihres Stromvertrags und addieren den jährlichen/monatlichen Grundpreis dazu. So erhalten Sie die tatsächlichen Kosten für Ihren Stromverbrauch.
Im folgenden Praxisbeispiel berechnen wir die monatlichen Stromkosten für einen Ofen in einer Bäckerei.
Rechenbeispiel: monatliche Stromkosten für einen Bäckereiofen
Gerät: Mittelgroßer Bäckereiofen (Leistung: 10.000 Watt)
Nutzungsdauer: 10 Stunden täglich
Wattstunden pro Tag: Geräteleistung x Nutzungsdauer = 100.000 Wattstunden pro Tag
Wattstunden pro Monat: mit 30 multiplizieren = 3.000.000 Wattstunden im Monat
Umwandeln in Kilowattstunden: Wattstunden dividieren durch 1.000 = 3.000 Kilowattstunden (kWh).
Monatliche Stromkosten: Kilowattstunden mit Arbeitspreis laut Stromvertrag multiplizieren: Beispiel: 29 ct/kWh = 870 € monatliche Stromkosten für diesen Backofen.
Diese Berechnung können Sie für die gesamte Betriebseinrichtung durchführen. Da die meisten Stromverträge auch einen Grundpreis enthalten, der pauschal zu entrichten ist, vergessen Sie nicht, diesen zu den Stromkosten für Ihre Geräte zu addieren. Mit dieser Methode erhalten Sie einen Überblick über Ihren tatsächlichen Verbrauch und die daraus resultierenden, monatlichen Stromkosten.
Webinar Energiekosten senken
Erfahren Sie, wie Sie Ihre Energiekosten senken und von aktuellen Regelungen zur Stromsteuer-Rückerstattung profitieren können.

Was tun, wenn die Stromkosten zu hoch sind?
Hohe Stromkosten resultieren häufig aus einem besonders hohen Stromverbrauch in Kombination mit einem teuren Stromtarif. In beiden Fällen haben Sie die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun, zum Beispiel, indem Sie:
Ihren Stromverbrauch optimieren,
Ihre Beschaffungsstrategie überprüfen,
Tarife vergleichen und den Stromanbieter wechseln oder
Einkaufsgemeinschaften nutzen.
Je nach Branche können Sie eine oder mehrere dieser Strategien nutzen, um Ihre Stromkosten langfristig zu senken.
1. Stromverbrauch optimieren
Je nach Branche haben Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, unnötigen Stromverbrauch zu vermeiden und auf möglichst energieeffiziente Geräte umzusteigen.
Energiekosten beschäftigen Unternehmen sämtlicher Größen. In so gut wie jedem Fall gibt es Möglichkeiten, Energiefresser zu identifizieren und den Stromverbrauch zu reduzieren.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, den Großteil Ihres Stromverbrauchs flexibel in Zeiten zu verschieben, in denen Strom weniger kostet (z. B. am Wochenende oder in der Nacht), können sich unter bestimmten Voraussetzungen auch flexible Stromtarife für Sie lohnen.
Wichtig: Unerwartete geopolitische Ereignisse und Verknappungen können die Strompreise an der Börse rasant in die Höhe schnellen lassen. Abgesichert sind Sie davor nur mit einem Vertrag, der Ihnen einen günstigen Fixpreis garantiert.
Energiekosten-Check
Finden Sie in 3 Schritten heraus, ob auch Sie von exklusiven Großhandelspreisen für Strom und Gas profitieren können.

2. Beschaffungsstrategie prüfen
Die Art und Weise, wie Sie Strom einkaufen, wirkt sich auch auf die Stromkosten aus. Entscheidend für die Höhe der Stromkosten sind die Wahl des Energieversorgers und der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Diesen optimalen Zeitpunkt selbst zu bestimmen, kann vor allem KMU vor Herausforderungen stellen.

3. Tarife vergleichen und Stromanbieter wechseln
Wenn Sie noch einen bestehenden Altvertrag bei Ihrem Stromanbieter haben, empfiehlt es sich, die aktuellen Tarife verschiedener Stromanbieter zu vergleichen. Die Preise für Neukunden sind üblicherweise deutlich niedriger angesetzt als bei Bestandsverträgen. Sowohl für Haushaltskunden als auch für Unternehmen kann es sich lohnen, die Preise zu vergleichen und gegebenenfalls den Stromanbieter zu wechseln.
Worauf achten beim Tarif?
Bei der Wahl eines neuen Tarifs sollten Sie sich den Arbeitspreis und den Grundpreis genau ansehen. Je nachdem, wie hoch Ihr individueller Stromverbrauch ist, gilt:
Hoher Stromverbrauch = höherer Grundpreis, niedrigerer Arbeitspreis
Niedrigerer Stromverbrauch = niedrigere Grundgebühr, höherer Arbeitspreis
Arbeitspreis und Grundpreis
Stromtarife setzen sich aus dem sogenannten Arbeitspreis und dem Grundpreis zusammen. Im Arbeitspreis enthalten sind die Beschaffungskosten, Netzentgelte, Konzessions- und sonstige Abgaben sowie die Stromsteuer. Der Arbeitspreis wird pro verbrauchte Kilowattstunde abgerechnet. Der Grundpreis wird, wie bei Grundgebühren üblich, pauschal bezahlt und bleibt über die Vertragslaufzeit hinweg gleich.
4. Einkaufsgemeinschaft nutzen
KMU zahlen je nach Unternehmensgröße oftmals nicht wesentlich weniger für Strom als Haushalte, da ihr Verbrauch noch nicht für einen Industriestromtarif ausreicht und sie meist keine Marktkenntnisse haben, um den idealen Zeitpunkt für einen Vertragsabschluss zu kennen. Eine einfache Möglichkeit, trotzdem von Großhandelspreisen zu profitieren, ist die Mitgliedschaft in einer Einkaufsgemeinschaft.
Bei wattline bündeln wir das Energievolumen unserer Mitglieder und erhalten so eine einzigartige Position gegenüber den Energieversorgern. So können dauerhaft bessere Energiepreise für die Mitglieder erwirkt werden.
Profitieren Sie von dauerhaft besseren Energiepreisen durch die stärkste unabhängige Einkaufsgemeinschaft in Deutschland und Österreich.

Fazit: Stromkosten berechnen und optimieren
Um Ihre Stromkosten zu optimieren, empfiehlt es sich, diese zunächst zu berechnen. Sind Ihre Stromkosten zu hoch, haben Sie verschiedene Möglichkeiten: Oftmals lohnt es sich bereits, den Stromverbrauch zu reduzieren und auf energieeffiziente Geräte zu setzen. Der Wechsel zu einem günstigeren Tarif oder die Mitgliedschaft in einer Einkaufsgemeinschaft helfen Ihnen, Ihre Stromkosten langfristig zu optimieren.
Über Philip Gutschke
Philip verantwortet als Bereichsleiter Energiebeschaffung die strategischen und operativen Einkaufsprozesse für die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft und vertritt deren Interessen beim BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft).
Er beschäftigt sich leidenschaftlich mit den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Energiemarkt. In seiner Freizeit findet man ihn am, im oder auf dem Wasser.

Häufige Fragen zu Stromkosten
Was kostet 1 kWh Strom?
1 kWh Strom kostet 2025 für Gewerbekunden mit 10.000 kWh Jahresverbrauch im Durchschnitt knapp 32 Cent. Die Preise pro Kilowattstunde variieren stark, je nach Stromanbieter und Art des Stromvertrages. Die Preise für Gewerbe- oder Industriekunden können sich stark von denen für Haushaltskunden unterscheiden und sind aufgrund der hohen Abnahmemenge meist günstiger. Quelle: verivox
Wie viel Stromkosten im Monat sind normal?
Was ist ein guter Strompreis?
Um einen guten Strompreis zu erhalten, lohnt es sich, verschiedene Stromtarife und Stromanbieter zu vergleichen. Durch den regelmäßigen Wechsel Ihres Stromanbieters erhalten Sie mit den Neukundenverträgen üblicherweise einen besonders guten Strompreis. Für KMU können Einkaufsgemeinschaften durch die Bündelung der Energiemenge besonders gute Strompreise erwirken.
Wie setzt sich der Strompreis zusammen?
Im Strompreis enthalten sind die Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb der Energie, Umlagen und Abgaben, Netzentgelte sowie Steuern. Die Strompreiszusammensetzung hat sich in den letzten Jahren immer wieder leicht verändert.